Ein Rückblick mit Weitblick: 20 Jahre an der Spitze

Die Werte für eine Unternehmensführung sind für Norbert Jungreithmayr: Vertrauen, Verantwortung und Unternehmergeist.
v.l.: Zu Beginn hatte Norbert Jungreithmayr noch für kurze Zeit Unterstützung von Hrn. Siegwart und Hrn. Skutl.
Norbert Jungreithmayr begleitet das Unternehmen weiterhin als Director Corporate Development.
Seit 1993 gibt es die Firma WFL Millturn Technologies in Linz; 20 Jahre davon war Norbert Jungreithmayr CEO.
Das Produktportfolio entwickelt sich ständig weiter. Die neue M70 MILLTURN ist der neueste Zuwachs.

Zwei Jahrzehnte an der Spitze, 27 Jahre bei WFL Millturn Technologies – eine Leistung, die in der heutigen, schnelllebigen Wirtschaftswelt alles andere als selbstverständlich ist. Norbert Jungreithmayr hat nicht nur die Entwicklung von WFL maßgeblich geprägt, sondern auch den Wandel einer ganzen Branche hautnah miterlebt und mitgestaltet. Verabschiedet hat er sich nur vom operativen Geschäft, aber nicht von WFL. Er begleitet das Unternehmen weiterhin als „Director Corporate Development“. In diesem Interview blicken wir mit ihm gemeinsam zurück auf bewegte Jahre voller Innovationen, Herausforderungen und persönlicher Meilensteine – und wagen auch einen Blick in die Glaskugel.

Wie haben Sie Ihren ersten Tag im Unternehmen erlebt – erinnern Sie sich noch daran?

1993 ging die WFL aus der voestalpine Steinel hervor. Somit waren die ersten Jahre geprägt von Aufbruchstimmung und von der Herausforderung, die Komplettbearbeitung bei unseren Kund*innen und auf dem Markt zu etablieren. Die MILLTURN von WFL als Produkt war damals noch ein sehr junges und alles andere als bekannt und anerkannt in der Welt der Fertigung.

Was hat Sie damals motiviert, in das Unternehmen einzusteigen, und was hat Sie gehalten?

Was mich besonders zum Einstieg motivierte, war die oben erwähnte Aufbruchstimmung, die mit neuen Ideen, frischem Denken und einer klaren Zukunftsvision verbunden war. Die Möglichkeit, von Anfang an mitzuwirken, Verantwortung zu übernehmen und Prozesse mitzugestalten, entsprach genau meinem Wunsch, gemeinsam etwas aufzubauen, das Bestand hat.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie vor 20 Jahren die Rolle als CEO übernommen haben?

Als ich den Posten als CEO übernommen habe, war ich mir der Herausforderung durchaus bewusst, und mir war klar, dass eine große Verantwortung auf mich zukommen würde. Doch gleichzeitig hatte ich von Anfang an ein ausgezeichnetes Team in der Unternehmensführung mit sehr viel Erfahrung in der Werkzeugindustrie an meiner Seite sowie mit der Familie Rothenberger den Rückhalt einer starken und erfolgreichen Unternehmerfamilie. Wir haben in den letzten 20 Jahren gemeinsam viel erreicht und auch schwierige Zeiten erfolgreich gemeistert. Dieses Fundament aus Zusammenhalt, Erfahrung und gegenseitigem Vertrauen war für mich damals der entscheidende Antrieb, die Aufgabe des CEOs mit Zuversicht anzunehmen.

Welche Meilensteine der Unternehmensentwicklung in den letzten 20 Jahren sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Natürlich zum einen die stetige Weiterentwicklung und Neuentwicklung von Maschinentypen, das klare Herausarbeiten unserer Alleinstellungsmerkmale unter anderem auch durch technisch herausragende Softwarelösungen wie CrashGuard – und schließlich der Schritt, die Automatisierung durch den Unternehmenskauf FRAI mit in das Produktportfolio aufzunehmen. All das war möglich, weil wir als Team immer den Anspruch hatten, uns weiterzuentwickeln und unseren Kund*innen echte Mehrwerte bieten wollten und weiterhin wollen.

Wie hat sich das Geschäft über die Jahre verändert?

Die Zyklen im Werkzeugmaschinengeschäft werden kürzer, und der Kunde sucht mehr denn je nach „Komplettanbietern“ – das heißt, von der Maschine bis hin zu Prozessen, Automatisierung und Serviceleistungen sollte im besten Fall alles angeboten werden. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat sich das Portfolio von WFL laufend erweitert.

Was glauben Sie, wo sich die Komplettbearbeitung hinbewegt?

Die Komplettbearbeitung mit ihren Möglichkeiten schnell, flexibel und präzise auch kleine Losgrößen zu fertigen, und das bei geringer Lagerhaltung, wird auch in Zukunft weiterwachsen und unseren Kund*innen die Chance geben, auch in preissensiblen Sektoren konkurrenzfähig zu sein. Komplettbearbeitung ist das Fertigungspaket der Zukunft und mit flexiblen Automatisierungslösungen hochproduktiv und kompetitiv.

Was war Ihre größte Herausforderung als CEO?

Eine der größten Herausforderungen als CEO war es, das Unternehmen sicher durch tiefgreifende Krisen, wie die Finanzkrise 2007/2008 und die COVID-19-Pandemie, zu steuern. Solche Ausnahmesituationen stellen die gesamte Welt auf die Probe. In solchen Zeiten zeigt sich, wie wichtig es ist, breit auf dem Markt und quer durch Branchen aufgestellt zu sein. Dennoch erfordert es Mut, Weitblick und Entschlossenheit, in der Krise Kurs zu halten. Trotz all dieser Herausforderungen ist es uns gelungen, das Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln und sogar in schwierigen Zeiten gesundes Wachstum zu erzielen – ein Erfolg, der auf einem starken Team, einem engagierten und unternehmerisch mutigen Eigentümer, klaren strategischen Entscheidungen und dem Vertrauen in die eigenen Stärken basiert.

Welche Werte waren Ihnen in der Unternehmensführung immer besonders wichtig?

Vertrauen, Verantwortung und Unternehmergeist. Sie bildeten die Grundlage für eine offene, verlässliche Zusammenarbeit auf allen Ebenen – intern, als auch extern im Umgang mit unseren Kund*innen. Stets wichtig war auch die Unterstützung der Eigentümerfamilie, die Stabilität und Rückhalt gegeben hat – auch in herausfordernden Zeiten. Im Mittelpunkt und von größter Bedeutung ist stets, die Qualität und Zuverlässigkeit gegenüber unseren Kund*innen sicherzustellen. Diese Werte sind nicht nur strategische Leitlinien, sondern werden tagtäglich von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelebt. Sie sind fest in der Unternehmenskultur verankert und tragen maßgeblich zum langfristigen Erfolg bei.

Was glauben Sie, wie das Werk im Jahr 2050 aussieht?

Im Jahr 2050 werden Montagen zumindest teilautomatisiert ablaufen, während die Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Vertrieb bis zur Produktion – noch stärker digitalisiert sein werden. Ein zentrales Element wird dabei ein noch größeres Millturn Innovation Center, ein Vorführzentrum, ausgebaut zu einem Technologieentwicklungszentrum, sein. Dieses soll als Erlebniswelt für unsere Kund*innen dienen. Es wird ein wichtiger Baustein für einen erfolgreichen Vertrieb sein, da es unsere Produkte, Prozesse und Technologien erlebbarer macht.

Die Fertigungswelt im Allgemeinen wird sich in Richtung Digitalisierung entwickeln. Prozessauslegungen, Simulationen oder Kapazitätsplanungen werden durch digitale Möglichkeiten deutlich zunehmen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, unsere Produkte, Prozesse und unser Tun kontinuierlich auf diese Entwicklungen auszurichten.

Ein flexibles Produkt wie die MILLTURN von WFL ist dabei eine entscheidende Voraussetzung, um dieser Zukunft gewachsen zu sein. Ebenso wird die Nähe zum Kunden über den gesamten Lebenszyklus hinweg – von umfassenden Serviceleistungen bis hin zu gezielter Technologieunterstützung – noch wichtiger werden. Kurze Reaktionszeiten und höchste Kundenorientierung stellen zentrale Erfolgsfaktoren dar.

Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre – für das Unternehmen sowie persönlich?

Dem Unternehmen und dem Team wünsche ich viel Innovationskraft, um damit den Erfolg für die Zukunft abzusichern.

Gerne begleite ich WFL weiterhin als Director Corporate Development auf einem Weg des gesunden und nachhaltigen Wachstums – mit klarer strategischer Ausrichtung, operativer Exzellenz und einem starken Team. Privat wünsche ich mir vor allem Gesundheit, Zeit mit meiner Familie und die Möglichkeit, weiterhin mit Freude und Energie die Zukunft mitzugestalten – sowohl beruflich als auch im persönlichen Umfeld.

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