Handel ist Wandel - Der Einkauf

„Wir sind die Drehscheibe, an der alles zusammenläuft und in alle Richtungen agiert wird.“
„Ich schätze an meinem Team besonders die Verlässlichkeit. Mein Team ist ein echtes Team.Jeder ergänzt den anderen und ist vor allem hilfsbereit und zuverlässig.“

Im Gespräch mit Einkauf-Abteilungsleiter Franz Reichhart

Es begann alles mit Feuersteinen, Muschelschalen und Schneckenhäusern. Diese Gegenstände symbolisierten in der Urzeit einen Wert, mit dem damals schon Handel betrieben wurde. Bereits der Homo sapiens bzw. der Neandertaler wusste, wie wichtig das Handeln ist. Quer durch alle Zeitepochen spielte dieses wirtschaftliche Spektakel eine große Rolle – auch heute noch. Im Laufe der Zeit wurden diese einfachen Prozesse immer komplexer. Angefangen bei Lagerbeständen, Wareneingängen, Bedarfen an Rohmaterialien bis hin zu strategischen Marktsituationsaufklärungen. Mittlerweile verwandelten sich diese Aufgaben zu strategischen Meisterleistungen.
Aber was bedeutet heutzutage eigentlich „Einkauf“ in einem Großunternehmen? Einfach gesagt, ist es die Summe der erforderlichen operativen und strategischen Tätigkeiten, welche die Versorgung bei optimalem Preis-Leistungs-Verhältnis zum Ziel hat. Der Einkauf bei WFL ist somit immer in Bewegung und versucht die oben genannte Definition bestmöglich umzusetzen bzw. ein florierendes Verhältnis mit Geschick im Gleichgewicht zu halten. Nicht nur Talent, sondern auch das Können, sind wichtige Bausteine um ein Team zu leiten und dieses als Einheit zu dirigieren. Mit viel Feingefühl und vor allem nachhaltig-strategischer Ausrichtung gibt uns Franz Reichhart, Abteilungsleiter des Einkaufs, Einblicke in die Welt des Handels bei WFL.

Bitte erzählen Sie uns ein paar Worte zu Ihrer Person.
Mein Name ist Franz Reichhart, ich bin 57 Jahre alt, verheiratet, habe drei Töchter und viereinhalb Enkelkinder, also eines ist auf dem Weg. Sozusagen eine Großfamilie. Ursprünglich bin ich ausgebildeter Dreher, welchen ich damals in der voestalpine lernte. Nachdem ich schon ein vorgerücktes Alter habe, gab es auch eine Prä-WFL-Zeit.

Schildern Sie mir bitte Ihre Milestones bei WFL, welche sind das in Ihrem Werdegang?
Ich kam damals, wie schon erwähnt, aus der voestalpine und habe nach der gewerblichen Ausbildung als Dreher, CNC programmiert und im zweiten Bildungsweg die Werkmeisterschule besucht. Anschließend bin ich 1992, damals noch unter Voest-Alpine-Steinel in ein Beschaffungsteam gekommen. Zukauf von Fertigungsteilen bzw. zeichnungsgebundenen Teilen. Das gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Voest-Alpine-Steinel hat im Anschluss aufgehört zu bestehen und ich wurde direkt in den WFL Einkauf übernommen. Sprich mit 1. Jänner 1994 begann ich meine Karriere in der WFL Einkaufsabteilung, Bereich Fertigungsteile. Ein spannendes Thema und ein überschaubares Grüppchen mit insgesamt vier Mitarbeitern. Eine tolle und vor allem interessante Zeit. Bis 2008 arbeitete ich eben in diesem Bereich und machte währenddessen Weiterbildungen, unter anderem den Diplomeinkaufsmanager. 2009 durfte ich dann den Einkauf übernehmen. Aber nicht nur diesen, sondern auch die komplette
Materialwirtschaft. Dies inkludierte auch Lager, Wareneingang und Versand. Ein großes Aufgabengebiet, welches ich sehr gerne leite und vor allem schätze. In Punkto „Meilensteine“ gab es 2012 das Einkaufsportal, wo sich Lieferanten diverse Informationen abholen können. Dieses Portal wurde immer wieder weiterentwickelt und adaptiert. 2014 wurde dann das Lager komplett umgebaut. Sozusagen entkernt, sodass nur noch die Grundstruktur übrig war. Infolgedessen wurde alles neu eingerichtet und auf den neuesten Stand gebracht. Im Lager und Versandbereich wurde 2018 das AKL (Automatisches Kleinteile Lager) errichtet und installiert, wo heute ca. 30.000 Lagerpositionen vorhanden sind. Viele weitere „Meilensteine“ liegen noch vor uns, die wir mit höchster Effizienz vorantreiben werden, um bestmögliches Arbeiten und schnellstmögliche Lieferung zu gewährleisten.

Auf welchen wesentlichen Werten beruhen Ihre täglichen Handlungen, Entscheidungen, Pläne?
Sicherlich sind es als erstes das Vertrauen und die Kommunikation. Also eine offene Art und ehrliche Kommunikation. Das sind sehr wichtige Bausteine für mich! Man sollte sich aber auch seiner Verantwortung bewusst sein. Zum einen dem/der Mitarbeiter*in gegenüber und zum anderen dem Produkt WFL und den dazugehörigen Lieferanten. Ein weiterer Wert ist lösungsorientiertes Handeln. Aber auch die Effizienz spielt eine große Rolle. Immer das Ziel vor Augen, das Beste für das Unternehmen zu wollen.

Wie sieht ein Tagesablauf in Ihrer Abteilung aus bzw. wie starten Sie in den Tag?
Der Tagesablauf lässt sich grundsätzlich grob planen, aber dieser richtet sich maßstäblich nach der aktuellen Situation. Sei es ein Telefonat oder wichtige E-Mails, intern wie extern, welche sofort bearbeitet werden müssen. Akute Situationen werden stets gemeinsam und im Team so schnell wie möglich abgearbeitet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit offener Kommunikation das meiste erreichen kann.

Was ist besonders wichtig bei der Arbeit in Ihrer Abteilung?
Ich sehe unseren Einkauf als Dienstleister zwischen den verschiedenen Abteilungen. Sei es die Entwicklung, Produktion, Konstruktion oder auch das Marketing. Auf der anderen Seite sind es unsere Lieferanten. Wir sind die Drehscheibe, an der alles zusammenläuft und in alle Richtungen agiert wird. Wichtig dabei ist – wie schon erwähnt – vor allem die richtige Kommunikation, aber auch das Einbringen von Ideen. Ich meine damit, Prozesse zu verbessern. Eine Standard- Abwicklung ist gut, aber besser ist immer, Vorschläge und Ideen innerhalb der Firma sowie außerhalb miteinfließen lassen zu können. Diese haben zum Ziel, etwaige Prozesse einfacher, sicherer, nachhaltiger und effizienter zu machen. Langfristig gesehen wird man so, sehr viele starke Partnerschaften kreieren und den Zusammenhalt fördern.

Wie halten Sie Ihre gute Work-Life Balance aufrecht bzw. welche Hobbies haben Sie?
Man braucht sicherlich eine gewisse Stressresistenz. Inzwischen habe ich aber eine morgendliche Nordic-Walking-Routine, welche mir sehr gut tut und meine Akkus wieder auflädt. Mein Tag beginnt um 04:30 Uhr mit diesem Nordic-Walk. Diese 40 Minuten brauche ich mittlerweile, um den Kopf frei zu bekommen und mit voller Energie in den Tag zu starten. Während dieser Zeit habe ich Ideen und mir fallen Lösungen für manche Herausforderungen des Einkauf-Alltags ein. Nach diesen Einheiten fühle ich mich wirklich frisch und kann jeden Tag so starten, wie ich es brauche. Ich wohne in einer ländlichen Gegend mit viel Natur rund um mich. Hier bin ich für mich und kann im Winter wie im Sommer diese ruhige Dreiviertelstunde genießen. Und ja,... das ist auch mein Hobby, wobei ein ausgedehnter Lauf immer wieder dabei ist. Ein weiteres Thema ist Musik bzw. das Gitarre spielen. Ich spiele gerne verschiedenste Songs nach und habe natürlich die Texte dazu im Kopf. Auch das befreit vom Stress und lässt mich wieder einen klaren Kopf bekommen. Ein weiterer und vor allem der wichtigste Ausgleich ist die Familie. Mit meiner Frau, den drei Töchtern und den Enkelkindern, wobei eine Tochter mit der Familie im Elternhaus wohnt, ist immer was los. Die „Enkerl“ vereinnahmen mich natürlich sehr, und das schenkt mir besonders viel Kraft. Wenn  es heißt: „Komm, am Wochenenden gehen wir Fischen! Wir müssen noch Würmer suchen“, dann stehe ich natürlich parat, um einen Angelausflug zu machen. So trenne ich auch in gewisser Hinsicht Beruf und Arbeit, um Kraft zu tanken.

Was schätzen Sie an Ihrem Team und wo liegen die generellen Stärken?
Ich schätze an meinem Team besonders die Verlässlichkeit. Mein Team ist ein echtes Team. Jeder ergänzt den anderen und ist vor allem fachlich Top und zuverlässig. „Einzelkämpfer“ sind zwar gut, aber ein Team im Kollektiv kann seine Ressourcen zu jeder Zeit bündeln. Es ist, meiner Meinung nach, die bessere Lösung, gemeinsam zu arbeiten, um schneller voranzukommen. Nicht zu vergessen ist der Freiraum, den mein Team hat, um selbst Entscheidungen zu treffen. Es gibt natürlich gewisse Rahmenbedingungen, innerhalb dieser soll jeder seinen Ideen freien Lauf lassen können, um WFL auch künftig erfolgreich zu machen. Jeder soll sich bei mir verwirklichen können. Ich glaube, dass wir ein ausgezeichnetes Klima haben und das auch noch in den vielen Jahren, die noch kommen.

Wie gehen Sie mit schweren Entscheidungen und schwierigen Situationen um?
Schwierige Entscheidungen mache ich mir selbst nicht einfach. Hier bin ich Pragmatiker. Bei weitläufigen bzw. schwierigen Entscheidungen, welche absehbar auch große Auswirkungen haben, liste ich gerne Pro und Kontra auf. Solche Situationen bespreche ich auch gerne mit meinen Team-Leitern und hole mir zusätzlich externe Meinungen ein. Ich schildere diese Situationen auch Personen, welche eine neutrale, nicht voreingenommene Sicht der Dinge haben. Mittlerweile steige ich auch mal ein bis zwei Schritte zurück, um den Blickwinkel zu ändern, damit man nicht zu sehr in seinem eigenen Tunnel nach vorne geht. Bei mir gilt: lieber eine gute Entscheidung treffen, als eine perfekte Entscheidung nie fällen.

Wenn Sie eine Sache bei WFL verbessern oder adaptieren könnten, welche wäre das?
Ich glaube, dass es viele Ideen zur Weiterentwicklung, menschlich als auch firmenbezogen gibt, um WFL zu stärken. Inzwischen kann wieder mehr miteinander unternommen werden. Die Bildung von Sportgruppen, diverse gemeinsame externe Aktivitäten und Projekte fördern den Zusammenhalt enorm. So wird auch abteilungsübergreifend miteinander gesprochen und eventuelle Probleme sind aus dem Weg geräumt, welche vorher oftmals unlösbar schienen. Kommunikation ist wie bei so vielen Dingen im Leben der Schlüssel und hier ist WFL stets bemüht, das Miteinander zu stärken.

Wie würden Sie Ihren typischen Führungsstil charakterisieren?
Ich denke, dass ich einen sehr offenen Führungsstil habe mit gewissen Zielvorgaben und Rahmenbedingungen. Gespräche werden immer auf Augenhöhe mit gegenseitigen Respekt geführt. Ich verlange von jedem/r meiner Mitarbeiter*innen Leistung und ihren vollen Einsatz für das Unternehmen. Wenn er/sie bereit ist, das zu bringen, hat  er/sie auch gewisse, abgestimmte Freiräume, um sich entwickeln und gestalten zu können. Ich unterstütze und fördere jede/n meiner Mitarbeiter*innen, um sich fachlich weiterzubilden, ja ich kann sagen, ich motiviere sie sogar dazu, zusätzlich Ausbildungsprogramme (Sprachkurse, fachspezifische Kurse, FH Studium) zu absolvieren.  Denn gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter*innen sind das Kapital eines jeden Unternehmens. Sollte jemand einen Rat von mir brauchen, sei es beruflich oder privat, stehe ich natürlich zur Verfügung.

Haben Sie eine persönliche Vision für die Zukunft von WFL? Wo sehen Sie WFL in 5 Jahren?
Die Vision geht in Richtung Entwicklung für die Zukunft. Innovationen für neue Technologien oder einfacheres und effizienteres Arbeiten ermöglichen sind vermutlich der Schlüssel, um erfolgreich in die Zukunft zu gehen. Zudem wird die Nachhaltigkeit sehr großgeschrieben. Angefangen bei den Lieferanten, welche nachhaltig produzieren bis hin zu den Technologien, welche wir bei unseren Maschinen mittlerweile im Einsatz haben. Das sind wir unserer nächsten Generation schuldig. Insbesondere im Einkaufsbereich ist die Art und Weise wie produziert wird essentiell bzw. mit welchem CO2- Fußabdruck die zugekauften Produkte versehen sind. Auch im Hause WFL sind nicht nur die Maschinen mit Energiesparmaßnahmen ausgerüstet, sondern auch das Gebäude selbst mit einer Photovoltaik-Anlage. Zusätzlich stehen Elektrofahrzeuge im Fuhrpark und das WFL Retrofit Programm erneuert alte Maschinen, um Einsparungspotential zu schaffen und nachhaltig zu sein. Das ist aber nur die Spitze des Eisberges. Viele neue Entwicklungen werden im Laufe der nächsten Jahre Einzug halten. Egal, ob uns ein Gesetz das Energiesparen vorschreibt oder nicht, müssen wir auf die Zukunft achten und so gut wie möglich nachhaltig leben und arbeiten. Auch in 5 Jahren wird an der Energieeffizienz kein Weg mehr vorbeiführen und wahrscheinlich ein Kaufkriterium sein. Ich bin der Meinung, dass der Preis zwar im Fokus bleibt aber der Weg in Richtung saubere Umwelt geht. Sowohl die Umwelt als auch der Käufer und Verkäufer werden sich daher freuen, etwas für die nächsten Generationen getan zu haben. Und das mit gutem Gewissen.

 

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