Multifunktionswunder in der Praxis
Auf den folgenden Seiten lüften wir das Erfolgsgeheimnis der Firma Jihlavan. Der Hersteller von Hydrauliksystemen für Luftfahrt- und Landanwendungen hat mit der Entscheidung für die Multifunktionsmaschine M30 MILLTURN einen neuen Grundpfeiler für das Unternehmen gesetzt.
Das tschechische Unternehmen hat bereits eine M35 MILLTURN im Einsatz und kann mit den fortschrittlichen Anpassungen Arbeitsschritte verkürzen und einzigartige Technologien perfekt nutzen. Im Gespräch mit dem Produktionsleiter Libor Babak bekamen wir interessante Einblicke in die Produktionsprozesse und Zukunftspläne.
Herr Babak, Sie sind jetzt schon sehr lange beim Unternehmen Jihlavan tätig. Möchten Sie uns das Unternehmen in ein paar Worten vorstellen?
Das Unternehmen wurde vor zirka 70 Jahren gegründet. Die moderne industrielle Firmenkultur ermöglichte es uns, eine wichtige Position am Markt einzunehmen. Wir sind ein traditioneller Hersteller von hydraulischen Bestands- und Präzisionsteilen der Luftfahrtindustrie, Mobiltechnologie und generellen Anwendungen. Seit der Gründung des Unternehmens wurden mehr als 10.000 Flugzeuge mit der hydraulischen Technologie von Jihlavan ausgestattet. Darauf sind wir sehr stolz.
Darauf können Sie auch stolz sein. Sehen Sie die Kernkompetenzen des Unternehmens rein bei der Herstellung von hydraulischen Komponenten?
Das kann man so nicht sagen, denn eine der Kernkompetenzen ist die Entwicklung von hydraulischen Vorrichtungen, insbesondere Aktoren, welche in der Flugzeugindustrie oder in Fahrwerkskontrollsystemen eingesetzt werden. Diese technologische Kompetenz ermöglicht es uns, für wichtige europäische und amerikanische Kunden hydraulische Teile nach deren exakten Bedürfnissen zu produzieren. Sie sehen, die Herstellung bzw. die Produktion von eigens entwickelten oder von Kunden angefragten hydraulischen Komponenten ist nur eine unserer Kernkompetenzen.
Wo können die Produkte des Unternehmens Jihlavan wieder entdeckt werden?
Wie bereits erwähnt, sind wir besonders im Bereich der hydraulischen Fahrwerksgetriebe, Schachttüren und der kompletten Kontrolle des hydraulischen Systems von Flugzeugen aktiv. Unsere entwickelten und produzierten Komponenten können zum Beispiel in den Zivilflugzeugen L-410 Turbolet, L-39 Albatros oder L-159 ALCA entdeckt werden. Des Weiteren werden nach den exakten Dokumentationen und Wünschen von Airbus A-350 und A-400, CASA und Cirrus die Aktoren und hydraulische Sicherungen gefertigt.
Sie arbeiten vorwiegend mit Unternehmen zusammen, die qualitativ einen immens hohen Anspruch haben. Was waren weitere Voraussetzungen für den Kauf der Multifunktionsmaschine?
Unsere produzierten Stückzahlen sind meist sehr gering, jedoch werden diese immer wieder produziert. Die produzierte und gleichbleibende Qualität war einer der entscheidenden Faktoren für den Kauf einer Komplettbearbeitungsmaschine. Darüber hinaus sind die Bearbeitungsvorgänge, wie Drehen, Fräsen und Schleifen ein fester Bestandteil unserer Produktion. So hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass der Einsatz einer Multifunktionsmaschine in puncto Effizienz und Wirtschaftlichkeit am sinnvollsten ist.
Wurden durch den Kauf des Komplettbearbeitungszentrums „M30 MILLTURN“ andere bestehende Maschinen oder Prozesse ersetzt?
Keine der bestehenden Maschinen oder Prozesse wurden ersetzt. Der essenzielle Grund für den Kauf der ersten MILLTURN war damals, dass neue Komponenten in unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung konstruiert wurden. Die Herstellung dieser Teile wäre mit herkömmlichen Technologien sehr schwierig und ineffizient. Daher wurde die Entscheidung getroffen, in ein Komplettbearbeitungszentrum zu investieren.
Ihr Unternehmen hat zu Beginn in eine M35 MILLTURN und nun in eine M30 MILLTURN investiert. Was war der Grund für diese Kaufentscheidungen?
Es gibt mehrere vergleichbare Komplettbearbeitungszentren zur M30 MILLTURN am Markt, wenn man sich die wirtschaftlichen und die technischen Faktoren genauer ansieht. Dennoch gibt es entscheidende Faktoren, welche uns zur M30 MILLTURN geführt haben. In unserem Fall waren diese Faktoren zum einen die herausragende Möglichkeit, akkurate und leistungsstarke Fräsungen und Bearbeitungen durchführen zu können. Zum anderen haben wir uns vor einigen Jahren für eine M35 MILLTURN entschieden und sehr gute Erfahrungen mit der Technologie und dem Kundenservice gemacht. Beim Kauf einer weiteren Maschine war es essenziell, dass diese beiden Maschinen im Bereich Software, Werkzeuge und auch Ersatzteile einfach ineinander übergreifen konnten. In unserer Produktion wurden die Maschinen auf einen Arbeitsplatz ausgerichtet, so dass das Bedienertraining schnell und einfach gestaltet werden konnte. Diese Positionierung minimiert auch eventuelle Fehlerquellen durch den Bediener.
Wo liegen die technologischen Möglichkeiten und Vorteile bei einer MILLTURN?
Hier möchte ich ganz deutlich die einzigartige Technologie, welche wir für die M35 MILLTURN aufgesetzt haben, hervorheben. Diese Technologie spezialisiert sich auf die Fertigung weiterrollender Gewinde in Kolbenstangen. Diese komplexe Bearbeitung war wegen des harten und fixierten Materials der Kolbenstange auch keiner der spezialisierten Unternehmen in Tschechien, Deutschland oder Spanien möglich. Mit der M35 MILLTURN können wir diese Bearbeitung mit drei Laufrollen problemlos durchführen. Der Spezialkopf selbst ist eingespannt in der Prismenwerkzeugaufnahme, welches uns von WFL Millturn Technologies GmbH & Co. KG geliefert wird. Dieses Werkzeug ist auch bei hoher Belastung außerordentlich robust und unnachgiebig, wodurch wir ohne großen Aufwand auch nicht standardisierte Werkzeuge verwenden können.
Damals, nachdem die erste Maschine geliefert wurde, sind bei der Umstellung irgendwelche produktionsbezogenen Schwierigkeiten aufgetreten?
Bevor man eine Maschine kauft, werden die unterschiedlichsten Berechnungen aufgestellt und Erwartungen aufgelistet. Bereits vier Monate nachdem die Maschine in Betrieb genommen wurde, war die Ertragskurve steiler als erwartet. Dies hatte selbstverständlich positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Erwartung der Maschine und auch auf die erwartete Kapitalrendite. Auch die Zuverlässigkeit der Maschine war mit der schnellen Reaktion von WFL Millturn Technologies bei zwei kleinen Defekten garantiert und der Start der Produktion an der Maschine wurde somit nicht beeinträchtigt.
Mit welcher Software erstellen Sie Programme für Ihre Maschine und verwenden Sie einen Prozessor?
Wir programmieren unsere Programme mit einer Software namens SURFCAM. Der Postprozessor ist ein intern programmierter. Des Weiteren verwenden wir ein Netzwerk von Distributed Numerical Control (DNC), um mit der Maschine zu kommunizieren.
Das Unternehmen Jihlavan hat eine erfolgreiche fast 70-jährige Geschichte. Wie sehen die Pläne für die nächsten Jahre aus?
Jihlavan legt sehr großen Wert auf Traditionen. Um auch die Zukunft erfolgreich zu bestreiten, liegt unser Fokus auf der Optimierung der laufenden Prozesse, besonders in Bezug auf Laufzeiten und Technologien der Maschinen. Um diese zu garantieren, werden wir auch weiterhin traditionelle CNC Technologien durch effizientere und automatisierte Maschinen ersetzen.
Automatisierung und Digitalisierung sind ein großes Thema im Bereich der Industrie 4.0. Wurden im Bezug auf Industrie 4.0 schon Maßnahmen getroffen und umgesetzt?
Wir sind momentan in der Vorbereitungsphase der Umsetzung unserer geplanten Industrie 4.0-Maßnahmen. Die große Mehrheit unserer Entwicklungs- und Technologieabteilung konzentriert sich auf die Entwicklung und die Produktion von innovativen Techniken für die neue Generation der tschechischen Luftfahrt. Diese Technologien sollten bald fertiggestellt sein, daher ist es realistisch, 2019 mit der Umsetzung zu beginnen.